Hoch dotierter "ERC Advanced Grant" geht an Forscher des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam

Der Kolloidchemiker Markus Antonietti erhält prestigeträchtige EU-Förderung für Pionierforschung im Bereich der nachhaltigen Chemie

7. August 2008

Das mit 2.5 Millionen Euro dotierte Forschungsprojekt „HYDRA-Chem“ beschäftigt sich mit grundlegenden Fragen des Stoff- und Energiemanagements. Durch neuartige Umwandlungen unter hydrothermalen und ionothermalen Bedingungen sollen Stoffe und Materialien hergestellt werden, die die CO2 Belastung der Atmosphäre verringern helfen. In großen, technisch relevanten Bereichen sollen so fossile Energieträger ersetzt werden („CO2-negative Produkte“). Markus Antonietti gehört zu den ganz wenigen deutschen Empfängern dieser europäischen Auszeichnung im Bereich der exakten Naturwissenschaften.

Das interdisziplinäre Forschungsvorhaben kombiniert wichtige wissenschaftliche Herausforderungen mit innovativen Konzepten, die weit über den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik hinausgehen. Dabei werden nachwachsende Rohstoffe oder Nebenprodukte der Landwirtschaft unter hohem Druck und Temperatur in Wasser unter Beigabe geeigneter Katalysatoren in verschiedene Wertprodukte umgesetzt. „Wir wollen im Labor unter optimalen Bedingungen nur das nachvollziehen, was in geothermischen Prozessen bei der Bildung von Kohle, Öl- und Gas ganz von allein passiert ist“ sagt Antonietti. „Die Chemie von Prozessen in Wasser und Salzschmelzen ist wissenschaftliches Brachland; es gibt Pionierleistungen, die teilweise 100 Jahre alt sind, aber durch das Aufkommen der Ölwirtschaft wieder vergessen wurden. Durch die Verwendung neuartiger Katalysesysteme, wie sie z. B. in der Berliner Exzellenzinitiative UNICAT erforscht werden, kennen wir heutzutage jetzt schon eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten, die uns auf eine Chemie nach dem Erdöl vorbereiten.“

Markus Antonietti ist 48 Jahre alt, seit 1993 Direktor am MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung sowie Professor der Universität Potsdam. Er ist einer der meistzitierten deutschen Chemiker und Materialwissenschaftler und Träger zahlreicher internationaler Preise und Auszeichnungen. Darüber hinaus ist er Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und im Kollegium des Berlin-Brandenburger Exzellenzclusters „UNICAT“. Der "ERC Advanced Grant" wird ihm bei Erhalt der inhaltlichen Freiheit die Erschließung neuer Bereiche der Chemie ermöglichen.

ERC Advanced Grant
Die Förderung von grundlagenorientierter Pionierforschung ist einer der neueren Schwerpunkte der Europäischen Union. Durch den Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) werden Forschungsprojekte mit hohem Potenzial für Innovationen, aber auch mit hohem Risiko gefördert. Den ausgewählten Forscherpersönlichkeiten wird bei Förderung ein besonders hoher Freiraum zur Verwirklichung ihrer Visionen zugestanden. Die Vergabe des Preises ist höchst selektiv. Für diese neu geschaffene, hoch dotierte Förderung mit fünf Jahren Laufzeit hatten sich insgesamt 2167 AntragstellerInnen beworben, davon 997 im Bereich "Physik und Technologie", die anderen in den Bereichen "Lebenswissenschaften und Medizin" sowie "Sozial- und Geisteswissenschaften".

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht