Kurzporträt

Kurzporträt

Die Kolloid- und Grenzflächenforschung beschäftigt sich mit sehr kleinen bzw. sehr dünnen Strukturen im Nano- und Mikrometerbereich. Einerseits handelt es sich bei diesen Strukturen um eine ganze „Welt der versteckten Dimensionen“, andererseits bestimmt die komplexe Architektur und Dynamik dieser Strukturen das Verhalten von sehr viel größeren Systemen, wie z. B. Organismen. Ein tieferes Verständnis von Kolloiden und Grenzflächen ist deshalb Schlüssel für zahlreiche Neuerungen, wie z. B. die Entwicklung von „intelligenten“ Wirkstoffträgern und Biomaterialien. Dazu ist ein interdisziplinärer Zugang notwendig, der chemische Synthese und biomimetische Materialentwicklung mit physikalischer Charakterisierung und theoretischer Modellierung verknüpft. Die Nano- und Mikrostrukturen, die am MPIKG erforscht werden, sind aus speziellen Molekülen aufgebaut, die nach dem Prinzip der Selbstorganisation „von selbst“ geordnete Strukturen aufbauen.

Biomaterialien (Professor Peter Fratzl)
Viele Nano- und Mikrostrukturen sind hierarchisch aufgebaut. Besonders eindrucksvolle Beispiele für diesen „verschachtelten“ Systemaufbau finden sich in mineralisierten Geweben, wie Knochen, Zähnen oder Muschelschalen, sowie in Pflanzen und deren Zellwänden. Diese Systeme werden in der Abteilung „Biomaterialien“ mit physikalischen Methoden erforscht. Dabei wird z. B. die Methode der fokussierten Synchrotronstrahlung eingesetzt, die es erlaubt, die Struktur von Mikrodomänen des Materials sichtbar zu machen. Im Zentrum des Interesses stehen die Struktur-Funktions-Beziehungen dieser natürlichen Materialien, insbesondere ihre außergewöhnlichen mechanischen Eigenschaften, die sich ständig wechselnden äußeren Bedingungen anpassen.


Biomolekulare Systeme (Professor Peter H. Seeberger)
In der Abteilung „Biomolekulare Systeme“, die im Jahr 2008 neu eingerichtet wurde, werden z. B. „maßgeschneiderte“ Zuckermoleküle synthetisiert und mit anderen molekularen Gruppen verknüpft. Diese komplexen Kohlehydrate können andere Kohlehydrate sowie Proteine und Antikörper an ihrem molekularen Aufbau erkennen und diskriminieren. Ein langfristiges Ziel ist dabei die Entwicklung von neuartigen Impfstoffen auf Zuckerbasis.


Kolloidchemie (Professor Markus Antonietti)
Die Synthese einer breiten Palette von Makromolekülen, um mesoskopische Verbundsysteme und Hybridmaterialien herzustellen, ist Ziel der wissenschaftlichen Forschung. In letzter Zeit gelangen Durchbrüche in der Synthese funktionaler kohlenstoffbasierter Materialien auf Basis von erneuerbaren Ressourcen. Im Mittelpunkt der Forschung stehen biomimetische Systeme, die einfache und nachhaltige Lösungen für globale Herausforderungen wie den steigenden Energiebedarf und die globale CO2-Problematik bieten können.

 

Nachhaltige und Bio-inspirierte Materialien (Professorin Silvia Vignolini)
Die Arbeitsgruppen der Abteilung Nachhaltige und Bio-inspirierte Materialien von Silvia Vignolini befassen sich mit Forschungsfragen an der Schnittstelle von Chemie, Physik der weichen Materie, Optik und Biologie. Ihre Studien konzentrieren sich darauf, wie natürliche Materialien in lebenden Organismen zu komplexen Architekturen zusammengesetzt werden und wie diese Architekturen deren Reaktion bestimmen. Sie glauben, dass es durch das Verständnis der in der Natur vorkommenden Konstruktionsprinzipien möglich ist, eine neuartige Klasse wirklich nachhaltiger funktioneller Materialien unter ausschließlicher Verwendung natürlicher Ressourcen und Umgebungsbedingungen herzustellen.

 

 

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