Leibniz-Preis für zwei Max-Planck-Wissenschaftler
Peter Fratzl und Ulman Lindenberger werden mit dem wichtigsten deutschen Forschungsförderpreis ausgezeichnet
Die neuen Leibniz-Preisträger stehen fest. Die Deutsche Forschungs-gemeinschaft (DFG) ehrte heute in Bonn eine Wissenschaftlerin und neun Wissenschaftler. Unter ihnen sind mit Ulman Lindenberger, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, und Peter Fratzl, Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam, auch zwei Max-Planck- Wissenschaftler. Die Preisträger erhalten Fördersummen von je 2,5 Millionen Euro.
Der Entwicklungspsychologe Ulman Lindenberger (48), Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, ist einer der international führenden Köpfe der kognitiven Alternsforschung. In einer beeindruckenden Fülle von Untersuchungen hat er die Potenziale und Grenzen des kognitiven Alterns neu definiert, wobei er Ansätze aus den Neurowissenschaften, der Gerontologie und der Entwicklungspsychologie erfolgreich kombinierte. So konnte Lindenberger nachweisen, wie sehr das geistige Leistungsniveau älterer Menschen nicht durch natürliche Vorgaben wie das Alter festgelegt wird, sondern durch eigenes Handeln verändert und damit auch verbessert werden kann. Wahrnehmung, Denken und Gedächtnis im Alter sind demnach in hohem Maße von körperlichen, emotional-motivationalen und sozialen Faktoren abhängig. Diese Erkenntnisse der Grundlagenforschung haben rasch direkten Eingang in Praxisprogramme gewonnen und sind gerade angesichts des demografischen Wandels von eminenter gesellschaftspolitischer Bedeutung.
Forschen an Biomaterialien
Peter Fratzl (51), Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam, gehört zu den international führenden Vertretern der modernen Biomaterialforschung. Fratzl beschäftigt sich mit unterschiedlichsten Fragestellungen natürlicher Materialien wie Knochen und Pflanzen und erforscht insbesondere deren mechanische Eigenschaften. So analysiert er den Zusammenhang zwischen Eigenschaften und Struktur der biologischen Materialien und entwickelt neue biomimetische und bioinspirierte Werkstoffe, die biologische Strukturen oder Prozesse nachahmen. Die Forschungen hierzu bauen auf seinen früheren Arbeiten in der Metallphysik auf. Von hohem Gewinn für die Grundlagenforschung, liefern die oft in Kooperation mit Medizinern und Biologen durchgeführten Arbeiten wichtige Erkenntnisse zur Behandlung von erkranktem Knochengewebe und insbesondere zur Osteoporose. Zudem schaffen sie die Basis für die Entwicklung neuer oder optimierter biomimetischer Materialien für den Knochenersatz und für die regenerative Therapie von Hartgeweben.
Peter Fratzl war von der Nachricht über die Preisverleihung völlig überrascht, als er am morgen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) telefonisch verständigt wurde. "Ich freue mich sehr über diesen Preis, der es mir ermöglichen wird, das Grenzgebiet zwischen Materialwissenschaft und Biologie weiter auszuloten. Vor allem möchte ich Nachwuchswissenschafter fördern und für dieses spannende Forschungsthema begeistern", bemerkt er.
Ritterschlag für Wissenschaftler
Den Leibniz-Preis zu bekommen ist der Traum eines jeden deutschen Wissenschaftlers. Dieses Jahr erhält neben Peter Fratzl und Ulman Lindenberger auch Frank Neese (42), Professor für Technische Chemie an der Universtität Bonn und gleichzeitig "Max-Planck-Fellow" am Max-Planck-Institut für Bioanorganische Chemie in Mülheim an der Ruhr, die begehrte Auszeichnung. Verliehen werden die Leibniz-Preise am 15. März 2010 in Berlin. Dann feiert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zugleich das 25-jährige Jubiläum des Leibniz-Programms. Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG für Spitzenleistungen in der Forschung verliehen. Seit Beginn des Programms sind zusammen mit den heute zuerkannten Preisen 280 Leibniz-Preise vergeben worden. Davon gingen 97 Preise in die Naturwissenschaften, 79 in die Lebenswissenschaften, 61 in die Geistes- und Sozialwissenschaften und 43 in die Ingenieurwissenschaften. Inzwischen haben sechs Leibniz-Preisträger später auch den Nobelpreis erhalten haben: 1988 Professor Hartmut Michel (Chemie), 1991 die Professoren Erwin Neher und Bert Sakmann (Medizin), 1995 Professor Christiane Nüsslein-Volhard (Medizin), 2005 Professor Theodor W. Hänsch (Physik) und 2007 Professor Gerhard Ertl (Chemie). Alle forschen und lehren an Max-Planck-Instituten.
[DFG / BA]