Otto-Hahn Medaille für Sanja Sviben
Im Rahmen der 69. Jahreshauptversammlung der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), die am 13. und 14. Juni in Heidelberg stattfindet, erhält die Nachwuchswissenschaftlerin die Otto-Hahn-Medaille. Sie wird für Ihre herausragende Doktorarbeit über die zugrundeliegenden Mechanismen der Biomineralisation von Kalziumkarbonat in Coccolithophoriden ausgezeichnet.
Kalkalgen oder wissenschaftlich exakt Coccolithophoriden sind kalkbildende Meeresorganismen, die einen enormen Einfluss auf unser globales Klima haben. Das aus der Atmosphäre vom Meer aufgenommene CO2, wird im Wasser teilweise zu Karbonat umgewandelt. Dieses wiederum wird von den Coccolithophoriden mit Kalzium zu komplexen, hoch strukturierten Kalkplättchen geformt, die so genannten Coccolithen. Die Coccolithen bilden sich im Inneren der Zelle in einem speziellen Vesikel, einem von einer Membran umschlossenen Raum. Die fertigen Coccolithen werden dann aus der Zelle ausgeschleust und im Coccolithenpanzer integriert, der jede Algenzelle umgibt. Auf diese elegante Weise wird das CO2 in den Kalkplättchen gebunden und verschwindet irgendwann auf dem Meeresgrund.
Während ihrer Doktorarbeit untersuchte Sanja Sviben die am häufigsten vorkommende Coccolithophoride Emiliania huxleyi mit verschiedenen Analysetechniken: Kryoelektonenmikroskopie, Kryoröntgenspektroskopie, Spektromikroskopie, analytischer Elektronenmikroskopie und konfokaler Laserscanning-Mikroskopie. Sie konnte mit Hilfe dieser Methoden ein bislang unbekanntes Zellkompartiment identifizieren, welches hauptsächlich als Speicherort für Kalzium genutzt wird und daher eine entscheidende Rolle bei der Biomineralisation spielt.
Zudem führte die Nachwuchswissenschaftlerin erstmals eine 3D-Analyse dieser Kalkalgen während der unterschiedlichen Phasen der Biomineralisation durch. Dafür nutzte sie die derzeit modernste Methode, die Kryo-FIB-Elektronenmikroskopie. Aber auch die zelluläre Maschinerie, die bei der Bildung von Coccolithen eine wesentliche Rolle spielt, wurde unter die Lupe genommen. Sviben entwickelte im Zuge der Arbeit eine Methode zur Isolierung des Coccolithen-Vesikels der Kalkalge Emiliania huxleyi. Bei der proteomischen Analyse des isolierten Materials wurden Proteine entdeckt, von denen bislang nicht bekannt war, dass sie an der Coccolithen-Bildung beteiligt sind.
Sanja Sviben freut sich: “Mit meiner Doktorarbeit ist es mir gelungen, einen wichtigen Schritt zu machen, um die molekularen und mechanistischen Details der Biomineralisation in Coccolithophoriden aufzuklären. Die neuen Ansatzpunkte könnten dabei helfen, die Biologie dieser so ökologisch wertvollen Organismen aufzudecken.“ Da Coccolithophoriden einen großen Einfluss auf den globalen Kohlenstoffkreislauf haben, könnten die Erkenntnisse dabei helfen zu verstehen und vorauszusagen, wie diese Algen auf die Ozeanübersäuerung reagieren.
Sanja Sviben schrieb ihre Promotion am MPI für Molekulare Pflanzenphysiologie unter der Leitung von Dr. André Scheffel. Die Arbeit entstand dabei in enger Kooperation mit der von Prof. Peter Fratzl geleiteten Abteilung Biomaterialien am MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung. An diesem forscht Sanja Sviben derzeit als Postdoc.
Otto Hahn Medaille
Seit 1978 zeichnet die Max-Planck-Gesellschaft jedes Jahr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende wissenschaftliche Leistungen, die sie in der Regel im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit erbracht haben, mit der Otto-Hahn-Medaille aus. Diese ist mit einem Anerkennungsbetrag von 7500 Euro verbunden.
Durch die Preisverleihung sollen besonders begabte Nachwuchswissenschaftler zu einer späteren Hochschul- oder Forscherkarriere motiviert werden. Seit 1978 wurden bereits über 910 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Otto-Hahn-Medaille ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird jeweils während der Hauptversammlung der Max-Planck-Gesellschaft im folgenden Jahr verliehen.