Prof. Dr. Dr. h.c. Helmuth Möhwald
(19.01.1946 - 27.3.2018)
Nach kurzer schwerer Krankheit ist Helmuth Möhwald am 27. März 2018 im Alter von 72 Jahren verstorben. Am 3. April 2018 wurde er im engsten Familienkreis beigesetzt.
Prof. Möhwald war einer der weltweit wichtigsten und einflussreichsten Wissenschaftler im Bereich der Grenzflächenforschung. Wir verdanken ihm wesentliche Erkenntnisse im Verhalten von organischen Schichten, insbesondere von Lipidmonoschichten, aus denen Zellmembranen aufgebaut sind. Sein Konzept Polyelektrolyt-Schichten zu Mikrokapseln zu formen, in denen Wirkstoffe eingeschlossen werden, findet inzwischen unzählige Anwendungen im Bereich Technik, Pharmazie und Medizin. Mit einer Vielzahl von Beiträgen zu aktiven, schaltbaren, selbstheilenden oder bioaktiven Materialien und Beschichtungen hat Helmuth Möhwald das Forschungsfeld geprägt. Sein Anliegen war stets das grundlegende physikalisch-chemische Verständnis, dennoch haben viele seine Entdeckungen Eingang in technische Anwendungen gefunden.
„Der Tod von Helmuth Möhwald hat uns tief bestürzt und getroffen!“, sagt Prof. Markus Antonietti, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung und spricht damit für das gesamte Kollegium und die Mitarbeiter. „Wir verlieren mit Helmuth Möhwald einen großartigen Wissenschaftler und Menschen, der wesentlichen Anteil an der noch jungen Geschichte des vor 25 Jahren gegründeten Instituts hatte“. Seine starke und herausragende Persönlichkeit prägte, motivierte und beförderte Generationen von Doktoranden und jungen Forschern. Seine Kollegen und ehemaligen Mitarbeiter werden ihn als großzügigen, offenen und stets integrierenden Menschen erinnern, der immer das große Ganze im Blick hatte. Bis zuletzt war er in der Forschung international aktiv und inspirierte mit seiner Leidenschaft für die Wissenschaft seine Kollegen und Freunde. Helmuth Möhwald hat mehr als 1000 referierte Publikationen veröffentlicht und wurde annähernd 60.000 Mal zitiert. Er war aber auch als Hochschullehrer sehr erfolgreich: Mehr als 50 ehemalige Mitarbeiter besetzen Professuren weltweit in den Fachgebieten Physikalische Chemie, Angewandte- und Biophysik, Polymerchemie, Materialwissenschaften und Chemieingenieurwesen.
Helmuth Möhwald (19.01.1946 - 27.3.2018)
Helmuth Möhwald war Physiker sowie Physikochemiker und absolvierte Studium und Promotion an der Universität Göttingen. Dann habilitierte er bei Erich Sackmann an der Universität Ulm. Nach seinem Aufenthalt als Postdoktorand (1974/75) bei IBM San Jose wurde er wissenschaftlicher Assistent (1975–1978) an der Universität Ulm und wissenschaftlicher Mitarbeiter (1978–1981) bei Dornier System. Des Weiteren wurde er C3-Professor für Physik (1981–1987) an der TU München und C4-Professor für Physikalische Chemie (1987–1993) an der Universität Mainz.
Von 1993 bis zu seiner Emeritierung 2014 war Möhwald wissenschaftliches Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam. Von 2014 bis zu seinem Tod war er als Leiter einer Emeritus Gruppe weiterhin am Institut aktiv. Darüber hinaus hielt er eine Honorarprofessor an der Universität Potsdam (seit 1995), der Zhejiang-Universität in Hangzhou (seit 2001), der Fudan Universität in Shanghai (seit 2004), der Soochow Universität in Sozuou (seit 2011), am Institut Chemie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (2006) und am Institut für Process Engineering der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (2014). Seit 2012 ist er Mitglied der Academia Europaea. Ferner war er Vorsitzender der Kolloid-Gesellschaft (2003–2007) und Präsident der European Colloid and Interface Society ECIS (2002–2003).
Professor Möhwald wurde für seine herausragenden Arbeiten vielfach ausgezeichnet. So erhielt er u.a. den Preis für Physik der Deutschen Gesellschaft für Physik (1978), den Liesegang Preis (1998), die Mitgliedschaft in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (2004), die Overbeek Medaille der European Colloid and Interface Society (2007), den Gay-Lussac-Humboldt-Preis (2007), die Ehrendoktorwürde der Universität Montpellier (2008), den Wolfgang-Ostwald-Preis (2009), den Langmuir Lectureship Award der American Chemical Society (2014), den Elyuhar-Goldschmidt Award der Königlich Spanischen Gesellschaft für Chemie (2014) und den „Distinguished Scientist“-Preis der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (2017). Der "IACIS Lifetime Achievement Award 2018" für seine Lebensleistung durch die Internationale Vereinigung der Kolloid- und Grenzflächenforscher (IACIS) konnte ihm auf der Jahrestagung in Rotterdam im Mai 2018 nur noch posthum verliehen werden.