NTU Singapur und Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam eröffnen Versuchslabor für "Künstliche Sinne"
Das „Joint Lab“ ist eine gemeinsame Einrichtung der Nanyang Technological University, Singapur (NTU Singapur) und des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG) in Potsdam. Innovative Forschungsaktivitäten im Bereich der künstlichen Sensorik werden hier gebündelt und sollen z.B. in der Robotik und im modernen Gesundheitswesen ihren Einsatz finden.
Die Wissenschaftler forschen dabei z.B. an hautähnlichen, weichen Strukturen, die Gesundheits- und Umweltbedingungen durch intelligente Sensoren messen und Maschinen mit "künstlichen Sinnen" ausstatten. Moderne Werkstoffe, "Skin Electronics", biomedizinische Technik und künstliche Intelligenz (AI) können so in ein sensorisches Feedbacksystem integriert werden. Eine andere Vision des Forschungsverbundes ist es, die menschlichen Sinne zu erweitern. Neuartige Sensortechnologien können es ermöglichen, Radarfrequenzen oder Mikrowellen zu sehen oder zu hören, Infektionen oder genetische Muster zu riechen oder Erdbeben zu spüren. Sicherheitskräfte könnten so austretende giftige Stoffe in einer Fabrik lokalisieren, und Geologen die kleinsten tektonischen Bewegungen identifizieren und so früher vor Erdbeben warnen.
NTU Präsident Professor Subra Suresh sagt dazu: "Diese Zusammenarbeit wird die Robotik und medizinische Technologien auf ein neues Level heben, da hier menschliche Sinne, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen miteinander kombiniert werden. Davon werden die unterschiedlichsten Industriezweige profitieren, insbesondere aber das Gesundheitswesen. Modernste medizinische Geräte könnten dabei helfen Fehldiagnosen zu reduzieren, Präzisionsmedizin könnte schnellere und bessere Pflege für Patienten anbieten.
Die enge Zusammenarbeit mit international führenden Partnern spiegelt das kontinuierliche Bestreben der NTU nach Forschungsexzellenz wider und wird Lösungen hervorbringen, die der Menschheit zu Gute kommen."
Verortet an der NTU, ist das Joint Lab auch das erste Projekt für das MPIKG in Südostasien.
Professor Peter Fratzl, Vorsitzender der Chemisch-Physikalisch-Technischen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft, hebt hervor: "Eine Multisensorik mit preiswerten, aber dennoch robusten Sensoren, gepaart mit dezentral neuronal verdichteten Daten, wird Instrumente hervorbringen, die in der Lage sind, wie eine intelligente Spezies zu agieren. So können „Big Data“ in eindeutige Metainformationen umgewandelt werden wie z.B. Warnsignale oder Empfindungen. Die Anwendungsmöglichkeiten für Ingenieurswissenschaften, Umwelttechnologien oder medizinische Behandlungen weisen ein unglaublich breites Spektrum auf."
Das Joint Lab wird insgesamt bis zu 30 NTU- und MPIKG-Wissenschaftler beschäftigen. Schon jetzt wurden einige Sensoren präsentiert, die externe Stimuli wie Berührung, Geräusche, Druck, Licht und Temperatur direkt aufnehmen. So könnte z.B. ein Gesundheitsüberwachungsinstrument, das über solche sensorischen Funktionen und künstliche Intelligenz verfügt, in der Lage sein, Ärzte und Familienmitglieder zu alarmieren, sobald Patienten oder ältere Personen in einen kritischen Zustand geraten.
Professor Louis Phee, Dekan vom NTU College of Engineering, stellt fest: "Wenn wir Technologien wie die künstliche Intelligenz benutzen, sind wir in der Lage Systeme zu entwickeln, die besser sehen, hören, riechen, fühlen und schmecken können, als es uns die Natur erlaubt. Integriert man diese Systeme erfolgreich in unser tägliches Leben, könnten wir sogar unsere menschlichen Sinne schärfen und so unsere Umgebung erweitert wahrnehmen."
Das Joint Lab wird ausgestattet sein mit modernsten Techniken der Materialverarbeitung, hochwertigen Signal-Analysegeräten und mit auf Algorithmen basierenden Versuchsaufbauten für Mensch-Maschine Schnittstellen und maschinelles Lernen. Es soll aber auch eine Plattform und Ausgangsbasis für Wissenschaftler, Ingenieure und Studenten sein, um eigene Ideen vom Labor in funktionierende Prototypen und damit in eine wirtschaftliche Nutzung zu übertragen.
Nanyang Technological University, Singapore
An der forschungsstarken öffentlichen Nanyang Technological University, Singapore (NTU Singapore) studieren insgesamt 33.000 Studenten und Doktoranden in den Bereichen Ingenieurswissenschaften, Wirtschaft, Wissenschaft, Geisteswissenschaften, Kunst- und Sozialwissenschaften sowie an Graduiertenkollegs. Darüber hinaus gibt es eine medizinische Hochschule, die Lee Kong Chian School of Medicine, die zusammen mit dem Imperial College London gegründet wurde.
Die NTU beheimatet zudem unabhängige Institute von Weltformat. Dazu gehören das National Institute of Education, die S Rajaratnam School of International Studies, das Earth Observatory of Singapore und das Singapore Centre for Environmental Life Sciences Engineering und verschiedene führende Forschungszentren wie das Nanyang Environment & Water Research Institute (NEWRI) und das Energy Research Institute @ NTU (ERI@N).
Weltweit auf Rang 12 geführt, hat die NTU eine der im internationalen Vergleich besten jungen Universitäten der letzten fünf Jahre etabliert. Der Hauptcampus der Universität wird regelmäßig als einer der 15 Schönsten weltweit geführt und besitzt 57 mit dem Green Mark (gleichwertig mit dem internationalen Gütesiegel LEED) zertifizierte Gebäudekomplexe, die mehr als 230 Gebäude umfassen. 95 % der Bauten besitzen das Green Mark in Platin. Des Weiteren unterhält die NTU auch einen Campus in Singapurs Gesundheitsbezirk.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.ntu.edu.sg.
Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG)
Das MPIKG wurde 1992 als eines der ersten Max-Planck-Institute in den neuen Bundesländern gegründet. Innerhalb von nur 25 Jahren hat sich das Institut weltweit zu einer der führenden Forschungsinstitutionen im Bereich Nanomaterialien und weiche Materie entwickelt.
Insgesamt gibt es vier Abteilungen mit ca. 40 Arbeitsgruppenleitern.
Die Mission des Instituts besteht darin, mit wissenschaftlicher Exzellenz und Interdisziplinarität eine Brücke von Molekülen oder hybriden Materialien zu Biosystemen zu schlagen und dabei den wissenschaftlichen Nachwuchs bestmöglich zu fördern. Tatsächlich sind inzwischen mehr als 150 ehemalige Mitarbeiter/innen auf Professuren an in- und ausländische Universitäten berufen worden. Nach Einschätzung der Alexander von Humboldt-Stiftung ist das MPIKG in Deutschland eine der Spitzenadressen für ausländische Nachwuchswissenschaftler und Humboldt-Preisträger (Platz 2 unter den außeruniversitären Forschungseinrichtungen bundesweit).
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.mpikg.mpg.de