Sophia Rudorf erhält Michelson-Preis 2016

Sophia Rudorf, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam, wird am 14. Juli der Michelson-Preis für die beste Promotion im akademischen Jahr 2015/2016 verliehen. Sie teilt sich die Auszeichnung mit Giovanni Conforti. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 1.500 EUR dotiert und wird mit Unterstützung der UP Transfer GmbH an der Universität Potsdam ausgelobt.

Sophia Rudorf erhält den Michelson-Preis 2016 für ihre mit summa cum laude bewertete Dissertation „Proteinsynthese durch Ribosomen“ auf dem Gebiet der Theoretischen Biologischen Physik, die sie bei Reinhard Lipowsky am Max Planck Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung angefertigt hat.

Leben bedeutet Bewegung – das gilt sowohl für die makroskopische als auch für die mikroskopische Welt. Könnten wir tief ins Innere einer lebenden Zelle schauen, so würden wir beobachten, dass ständig neue zelluläre Komponenten produziert, verändert, transportiert und schließlich wieder abgebaut werden. Diese dynamischen Prozesse werden von einer Vielzahl winziger biomolekularer Maschinen angetrieben. Mit einem Durchmesser von etwa 20 Nanometern ist das Ribosom ein echter „Nanoroboter“. Während der Proteinsynthese bewegt es sich entlang einer Boten-RNA, die aus einer Kette von Codons besteht. Als Codon bezeichnet man eine Sequenz von drei Nukleobasen der mRNA, die im genetischen Code eine Aminosäure codiert.

Eine zuverlässige und präzise Proteinsynthese durch die Ribosomen ist entscheidend für alle Lebensvorgänge. Denn nicht nur unsere Zellen, auch die aller anderen Organismen bestehen zum größten Teil aus Proteinen. Zu den offenen Fragen zur Proteinsynthese gehören, wie sich Ribosomen auf der Boten-RNA bewegen, ob sich Staus bilden oder wo es längere Pausen gibt und welche Bedeutung diese z.B. für die Faltung des Proteins haben.

Die über Jahre gewonnenen experimentellen in-vitro-Daten zur Proteinbiosynthese wurden jetzt mit einem neuen mathematischen Algorithmus verknüpft. „Die neue Methode erlaubt es uns, die Dynamik der Proteinsynthese nun auch in lebenden Zellen zu berechnen. Dies ist zum Beispiel für die Erforschung von Antibiotika wichtig. Außerdem gibt es genetisch verursachte Krankheiten, bei denen die Proteinsynthese erheblich eingeschränkt ist“, so Rudorf zu den Ergebnissen ihrer Dissertation. Die neuen Erkenntnisse könnten dabei helfen, diese Krankheiten und ihre Mechanismen zu verstehen.

Sophia Rudorf studierte von 2004 bis 2007 Physik an der Universität Potsdam, bevor sie 2007 für ein Jahr an die University of California, Santa Barbara wechselte. Danach ging sie von 2008 bis 2009 an die Ludwig-Maximilians-Universität München, um ihre Diplomarbeit anzufertigen. Sie promovierte im Frühjahr 2015 auf dem Gebiet der Theoretischen Biologischen Physik an der Universität Potsdam und arbeitet seitdem als Gruppenleiterin in der Abteilung Theorie & Bio-Systeme am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam.

Michelson-Preis
Gewürdigt wird ein/e herausragende/r Promovend/in des Jahrgangs für deren/dessen exzellente Arbeit auf einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Gebiet. Der nach dem Physiker und Nobelpreisträger Albert Abraham Michelson benannte Preis ist mit 1.500 Euro dotiert und wurde mit Unterstützung der UP Transfer GmbH an der Universität Potsdam ausgelobt. Das Vorschlagsrecht liegt bei den Instituten, wobei maximal ein Vorschlag pro Institut eingereicht werden darf, sowie auch beim Promotionsausschuss.

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