100 Jahre Frauentag

100 Jahre Frauentag

Seit 1921 findet der Frauentag jährlich statt und feiert somit in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Im Jahr 1975 riefen die Vereinten Nationen erstmals zum „Internationalen Frauentag“ auf und legten den 8. März als festes Datum fest. Das diesjährige Thema lautet „Frauen in Führungspositionen: für eine gleichberechtigte Zukunft in einer COVID-19-Welt“. Anlässlich dieses Jubiläums und passend zum Motto stellt das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung seine elf internationalen Forschungsgruppenleiterinnen vor. „Wir sind stolz auf unsere exzellenten Wissenschaftlerinnen und ihre hervorragenden Leistungen. Es liegt aber noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, bis wir eine ausgewogene Geschlechterverteilung erreicht haben,“ sagt Prof. Dr. Peter Fratzl, Geschäftsführender Direktor des Instituts und Direktor der Abteilung Biomaterialien.

8. März 2021

Cécile Bidan

Meine Forschung: Biofilm-based MaterialsBakterien bilden Biofilme, um sich vor Herausforderungen wie Antibiotika, Aushungern oder Austrocknung zu schützen. Biofilme können so klebrig sein wie der Schleim in Ihrem Waschbecken oder so hart wie der Zahnstein auf Ihren Zähnen. Wir untersuchen die Biofilmbildung in verschiedenen Umgebungen, um zu lernen, wie man biofilmbasierte Materialien herstellt und ihre Eigenschaften einstellt.

Was mich antreibt: Als ich mit 12 Jahren ein Mikroskop zu Weihnachten bekam, war ich weit davon entfernt, mir vorzustellen, dass ich so lange mit einem solchen Spielzeug spielen würde. Heute weiß ich, dass das Ingenieurstudium und die Forschung an lebenden Materialien vielleicht der beste Weg waren, das Kind zu bleiben, das mit Lego spielte und Asseln im Garten ausspähte.


Kerstin Blank (Max-Planck-Forschungsgruppe)

Meine Forschung: Mechano(bio)chemie - Ich möchte verstehen, wie biologische Systeme miteinander kommunizieren, indem sie mechanische Signale nutzen. Ich untersuche, wie Moleküle auf Kräfte reagieren, wie diese Moleküle mechanisch stabile Strukturen aufbauen und wie Zellen mit solchen Strukturen interagieren. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickle und verwende ich eine Reihe von Methoden zur Messung kleinster Kräfte in Molekülen, Materialien und Geweben.

Was mich antreibtIch bin derzeit an der Organisation einer Reihe von (Online-)Seminaren und Konferenzen beteiligt. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, dies als Gelegenheit zu nutzen, die stetig wachsende Zahl von etablierten Forscherinnen und Nachwuchsforscherinnen in meinem Fachgebiet zu zeigen, das lange Zeit sehr stark von Männern dominiert war. Es ist wichtig, dass Forscherinnen sich gegenseitig unterstützen, um Sichtbarkeit zu erlangen und die Chance zu bekommen, ihre exzellente Arbeit zu präsentieren.


Amaia Cipitria (Emmy Noether-Nachwuchsgruppe)

Meine Forschung: Extracellular Matrix in Disease and Regeneration - Ich interessiere mich für klinisch inspirierte Grundlagenforschung und translationale Forschung an der Schnittstelle zwischen Bioengineering und Biomedizin. Unser Labor zielt darauf ab, die Rolle der biophysikalischen und biochemischen Mikroumgebung zu verstehen, insbesondere die physikalisch-chemischen Eigenschaften des Gewebes, der extrazellulären Matrix und des Zellkollektivs, bei der Kontrolle der Geweberegeneration, der Brustkrebs-Ruhephase und der Knochenmetastasierung.

Was mich antreibt: Wenn ich nicht für die Forschung arbeite, versuche ich mich als engagierte Homeschooling-Lehrerin. Als Mutter von einem 6- und einem 8-jährigen Kind gibt es aktuell wenig "Gleichgewicht" in meinem Leben. Vielmehr wechsle ich zwischen zwei Nicht-Gleichgewichtszuständen und habe Spaß dabei! Zudem bin ich Gleichstellungsbeauftragte an unserem Institut. Diese Rolle hat mir die Augen dafür geöffnet, wie viel Arbeit in Bezug auf (un)bewusste Geschlechtervorurteile und Ungleichheit noch vor uns liegt. Ich tanke Energie, wenn ich mit meiner Familie in unserem Van in die Natur fahre, am Wasser bin, mit meiner Tochter Inlineskates fahre, fotografiere, argentinischen Tango höre, während ich hoffe, dass ich meinen Mann mal wieder auf die Tanzfläche ziehen kann.


Martina Delbianco

Meine Forschung: Carbohydrate MaterialsIn meiner Gruppe untersuchen wir Polysaccharide, um ihre Strukturen und Eigenschaften zu verstehen, mit dem Ziel, neuartige abstimmbare Biomaterialien zu entwickeln.

Was mich antreibt: Es ist großartig zu sehen, dass immer mehr Frauen erfolgreich eine Karriere in der Wissenschaft verfolgen, wie der Chemie-Nobelpreis 2020 zeigt. Diese Leistungen werden die neuen Generationen inspirieren. Wenn ich nicht im Labor bin, gehe ich schwimmen, liebe es zu kochen und interessiere mich für Fotografie.


Rumiana Dimova

Meine Forschung: Biophysics LabUnser Labor entwickelt Methoden zur Charakterisierung von Zellmembranen und Prozessen, an denen sie beteiligt sind. Dazu konstruieren wir minimale Systeme der Plasmamembran (man stelle sich leere Zellen wie Blasen vor), die wir dann direkt unter dem Mikroskop untersuchen, indem wir sie unter die Lupe nehmen und durchstoßen.

Was mich antreibtIch versuche Nachwuchswissenschaftlerinnen aus allen Ebenen zu motivieren und zu fördern, denn große Wissenschaft braucht große Wissenschaftler*innen. Dabei sollten ihnen geschlechtliche, kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede nicht im Weg stehen. Eine Botschaft an die Mädchen da draußen: Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen, kann eine Herausforderung sein, besonders während einer Pandemie, aber es sind stets die Herausforderungen, die uns wachsen lassen.


Michaela Eder

Meine Forschung: Adaptive Fibrous Materials - Eines meiner Hauptforschungsinteressen sind die Eigenschaften von Pflanzenmaterialien (z.B. Holz, Samenkapseln) und wie sie mit ihrer natürlichen Umgebung in Beziehung stehen. Um dies zu erforschen, nehmen wir Proben direkt im Feld, bevor wir sie im Labor untersuchen. Das gewonnene Wissen hilft, Funktionen von Pflanzenmaterialien für die lebende Pflanze zu verstehen, ist aber auch für die nachhaltige Materialentwicklung und -nutzung von Interesse.

Was mich antreibtMein Partner John und ich teilen unsere Leidenschaft für die Wissenschaft, für unsere Kinder und für Aktivitäten im Freien. Die gleichberechtigte Partnerschaft hilft, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen und unsere Kinder scheinen glücklich aufzuwachsen. Auch wenn wir die Fortschritte schätzen, die in der Vergangenheit für die Chancengleichheit gemacht wurden, denken wir, dass mehr getan werden muss, um den derzeitigen Mangel an echten dualen Karrieremöglichkeiten zu beheben.


Svitlana Filonenko

Meine Forschung: Sustainable Solvents for Green Processes -  In meiner Forschung orientiere ich mich an der Entwicklung nachhaltiger Lösungen, um den Wert der natürlich gewonnenen Stoffe und Materialien zu erhöhen. Biopolymere spielen in meiner Forschung eine besonders große Rolle, da sie eine ergiebige und nachhaltige Quelle für biologisch abbaubare und biokompatible fortschrittliche Materialien sind.

Was mich antreibt: In meinem Privatleben halte ich gerne die Balance zwischen persönlicher Entwicklung und körperlichen Aktivitäten. Meine größte Leidenschaft ist es, zu studieren und etwas Neues zu lernen, neue Leute zu treffen und neue Länder zu bereisen. Ich fahre gern Rad und gehe wandern, das gibt mir Zeit für mich selbst, um mich zu erholen und die Natur zu genießen. Außerdem mag ich Gartenarbeit und umgebe mich gerne mit Pflanzen.


Andrea Grafmüller

Meine Forschung: Multiscale ModellingDer Schwerpunkt meiner Forschung liegt auf Multiskalensimulationen von biologischen und biomimetischen Molekülen. Derzeit interessieren wir uns besonders für die Entwicklung von zuverlässigen Computermodellen für biologische Kohlenhydrate. Die vielfältigen und komplexen Funktionen dieser Moleküle für die Zellbiologie sind gerade erst im Entstehen begriffen und eröffnen eine Vielzahl von Fragen zu ihren molekularen Wechselwirkungen und Struktur-Funktionsbeziehungen.

Was mich antreibtForschung und Familie zu vereinen - ich habe zwei Kinder - ist ein tägliches Abenteuer, das herausfordernd und anstrengend sein kann (besonders in diesen Tagen), aber zum Glück nie langweilig!  Für eine Pause von all dem ist der Samstagmorgen für das Fußballspielen reserviert.


Nieves Lopez Salas

Meine Forschung: Old Chemistry for New Advanced Materials - Unsere Gesellschaft benötigt jeden Tag mehr und mehr Energie. Ziel meiner Forschung ist es, zu versuchen, einige der heutigen Probleme zu lösen. In diesem Zusammenhang sind Kohlenstoffe sehr vielversprechend. Wir arbeiten daran, Karbonisierungsprozesse zu verstehen und zu kontrollieren, um kohlenstoffbasierte Materialien mit bekannter und vorhersagbarer Zusammensetzung und Chemie herzustellen. Dabei wollen wir Kohlenstoffmaterialien kontrolliert für Anwendungen von der Gasadsorption bis zur Energiespeicherung und -umwandlung gestalten.

Was mich antreibt: Ich bin eine enthusiastische Forscherin und ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass die Öffentlichkeit erfährt, was wir Forscher*innen in unserem Arbeitsalltag tun! Deshalb wirke ich an so vielen Outreach-Veranstaltungen wie möglich mit. Letztes Jahr habe ich beispielsweise an Soapbox Science in Berlin teilgenommen und mit Leuten, die am Berliner Hauptbahnhof vorbeikamen, über unsere Wissenschaft gesprochen. Das war eine sehr lustige Erfahrung! Ich liebe es auch mit meinen Freunden und meiner Kamera um die Welt zu reisen, verschiedene Kulturen kennenzulernen und meine Erlebnisse auf den Fotos festzuhalten.


Sophia Rudorf

Meine Forschung: Biomolecular ProcessesMeine Gruppe untersucht die Synthese von Proteinen durch molekulare Maschinen namens Ribosomen. Wir entwickeln mathematische Modelle und Computersimulationen, um zu untersuchen, wie die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Proteinsynthese in verschiedenen natürlichen und künstlichen Umgebungen bestimmt wird.

Was mich antreibt: Ich verbringe so viel Zeit wie möglich mit meinen Zwillingen, meinem Mann und Freunden - am liebsten draußen auf dem Fahrrad, an einem See und ab und zu mit einem Eis. Meine Familie und ich sind kürzlich nach Hannover gezogen, wo ich bald als Professorin für Computational Biology an der Leibniz Universität lehren und forschen werde.


Nadja Tarakina

Meine Forschung: Elektronenmikroskopie - Ich verwende einen sehr kleinen fokussierten Elektronenstrahl, um Bilder mit sehr hohen Auflösungen und Vergrößerungen zu erzeugen. Dadurch kann ich atomare Anordnungen in verschiedenen Materialien deutlich sehen und sogar Prozesse verfolgen, die mit Materialien auf der Nanoskala unter verschiedenen Stimuli stattfinden. Das Verständnis von Materialien auf der Nanoskala hilft, deren Eigenschaften zu verstehen und die Entwicklung neuer nachhaltiger Technologien voranzutreiben.

Was mich antreibt: Ich mag meine Arbeit sehr, und ich denke, dass junge Wissenschaftlerinnen eine akademische Karriere ernsthaft in Betracht ziehen sollten. Ich habe drei Töchter und weiß, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, aber wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist, sollte man seiner Leidenschaft auch folgen!

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