Martina Delbianco erhält den renommierten Feltrinelli-Preis für ihre bahnbrechende Forschung zu Kohlenhydratmaterialien
Sie erhält 50.000 €, in Anerkennung ihrer wegweisenden Arbeiten zur automatisierten Synthese komplexer Kohlenhydrate – lange vernachlässigt in der Forschung, doch vielversprechend für die Entwicklung maßgeschneiderter bioinspirierter Materialien und innovativer Therapieansätze.
Der Feltrinelli-Preis zählt zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Auszeichnungen in Italien. Er wird jährlich von der Accademia dei Lincei, der ältesten wissenschaftlichen Akademie des Landes, verliehen. In diesem Jahr ging der mit 50.000 Euro dotierte Preis für junge italienische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich Chemie an Dr. Martina Delbianco, in Anerkennung ihrer wegweisenden Arbeiten zu Materialien auf Kohlenhydratbasis.
Kohlenhydrate sind die am häufigsten vorkommenden Polymere in der Natur – und zugleich die strukturell komplexesten. Ihre verzweigte Architektur erschwert sowohl die Synthese als auch die Untersuchung. Delbianco begegnet dieser Herausforderung mit automatisierten Methoden, um Zuckerketten präzise nachzubauen. Gemeinsam mit ihrem Team stellt sie synthetische Kohlenhydrate her, die definierte dreidimensionale Strukturen annehmen – von Helices bis hin zu Faltblättern.
„Die chemische Struktur eines Kohlenhydrats bestimmt, wie es sich faltet und selbst organisiert“, erklärt Delbianco. „Wenn wir diesen Prozess verstehen, eröffnen sich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten – von bioinspirierten Materialien bis hin zu neuen therapeutischen Strategien.“
Kohlenhydrate befinden sich etwa auf der Oberfläche aller Zellen – ob menschlich oder mikrobiell – und spielen eine zentrale Rolle in der Immunantwort. Ihre synthetischen Pendants könnten gezielt auf bestimmte Materialeigenschaften hin optimiert werden – etwa als Nachbildungen biologischer Strukturen, als nanostrukturierte Beschichtungen oder sogar als Katalysatoren für organische Reaktionen.
Delbianco leitete die erste Studie, in der ein Glykankonstrukt mit programmierbarer Konformation entwickelt und seine Struktur sowie Faltung exakt bestimmt wurde. Dass diese und andere bahnbrechende Leistungen nun von der Accademia dei Lincei ausgezeichnet werden, ist nur folgerichtig. Das Emblem der Akademie, ein Luchs, symbolisiert den scharfen Blick auf das Unsichtbare – genau das, was Delbianco mit ihrer Forschung gelingt: die nanostrukturelle Welt der Kohlenhydrate mit neuer Klarheit sichtbar zu machen und wissenschaftliches Neuland zu erschließen.
