Humboldt-Forschungspreis geht an Prof. Thomas Zemb

Prof. Thomas Zemb ist unter den Gewinnern des diesjährigen mit 60.000 EUR dotierten Humboldt-Forschungspreises. Der Direktor des „Institut de Chimie Séparative de Marcoule“ der Universität Montpellier, wird für seine wissenschaftlichen Arbeiten und Verdienste um die französisch-deutsche Wissenschaftskooperation geehrt. Zemb wird als Gast ab Juni 2010 am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung forschen.

10. Dezember 2009

Der herausragende französische Kolloidforscher gründete gemeinsam mit Helmuth Möhwald, Direktor am MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung, das Labortoire Europèen Associè (LEA) über Sonochemie. Seit 2008 wird dort intensiv an Chemie mit Ultraschall geforscht bzw. am Einfluss von Ultraschall auf chemische Reaktionen und Prozesse. Mögliche umweltfreundliche Effekte sind z.B. die Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit bzw. des -umsatzes, eine effizientere Energienutzung sowie die Steuerung des Reaktionsweges. Ferner wird Ultraschall bei neuartigen Prozessen in der Separationschemie eingesetzt.

Bei der Sonochemie werden durch Ultraschall Kavitationsblasen gebildet, bei deren Kollaps kurzzeitig und lokal hohe Temperaturen (~500k) und Drucke (1000 atm) herrschen. So kann Chemie unter extremen Bedingungen mit Hilfe eines Reaktors auch unter Normalbedingungen durchgeführt werden. Die Forscher erwarten sich davon neue Oberflächenbehandlungen, Nanopartikel oder Metallschäume, die auch für ungewöhnliche Eigenschaften, insbesondere für die Ionenseparation, verantwortlich sind.

Gegenwärtig werden gemeinsam Apparaturen aufgebaut, mit denen die Prozesse direkt verfolgt und verstanden werden sollen. Die Expertise der französischen Gruppe in Emulsionen, dispersen Systemen und speziellem Know-how zur Sonochemie ist komplementär zu der der deutschen Gruppe über Grenzflächen und Nanopartikel. So soll ein tiefes Verständnis des Prozesses erreicht werden, das zur Entwicklung einer „grünen Chemie“ führt, bei der beide Institute auch längerfristig kooperieren.

Darüber hinaus hat Thomas Zemb vor allen Dingen experimentelle Methoden wie die hochauflösende Röntgenkleinwinkelstreuung weit vorangetrieben. Zu seinen Innovationen gehört, dass die Methode bei genau kontrollierten und über viele Größenordnungen variierten osmotischen Drucken durchgeführt werden kann. Ferner gelang es ihm in sehr originellen Experimenten genau definierte Kapseln und andere supramolekulare Strukturen aus gegensätzlich geladenen Tensiden aufzubauen wie z.B. die Steifigkeit von völlig synthetischen Kieselalgen (Abb.2). Diese sind zum einen als Modelle wegen ihrer strukturellen Präzision interessant, zum anderen aber auch für Anwendungen in der Kosmetik und Pharmazie.

Humboldt-Forschungspreis
Mit dem Preis werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihr bisheriges Gesamtschaffen ausgezeichnet, deren grundlegende Entdeckungen, Erkenntnisse oder neue Theorien das eigene Fachgebiet nachhaltig geprägt haben und von denen auch in der Zukunft weitere Spitzenleistungen erwartet werden können.

Nominiert werden können herausragende ausländische Wissenschaftler, die sich auf dem Höhepunkt ihrer wissenschaftlichen Karriere befinden und in führender Position, etwa als Full Professor oder als Institutsdirektor, tätig sind. Die Preisträger sind eingeladen, selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkollegen für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr durchzuführen. Der Aufenthalt kann zeitlich aufgeteilt werden. Die Humboldt-Stiftung vergibt jährlich bis zu 100 Humboldt-Forschungspreise. Die Nominierung erfolgt durch Wissenschaftler in Deutschland. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert.

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